Testbericht Bernina 580 Teil 1

In meinem Post letzte Woche habe ich Euch ja schon von meiner Teilnahme am Projekt
„Nähpark Supertester“ 
berichtet. 
Dort könnt ihr die Rahmenbedingungen nochmal nachlesen.

Jetzt kommt der erste Teil meines Berichtes. Der zweite Teil wird nur das Stickmodul betreffen, der folgt dann die Tage.

Vorweg: Mir war beim Namen „Bernina“ ja immer im Kopf „Mercedes unter den Nähmaschinen“, „höchste Qualität“ usw….

Daher waren meine Erwartungen natürlich auch sehr hoch. 
Aber auch deshalb, weil ICH ja hier mit einer relativ „einfachen“ elna (vergleichbar dieser hier) nähe, die mich bisher meist zufriedengestellt hat. Da erwartet man dann von einer preislich im Vergleich sehr hohen Maschine doch Einiges.
Und dann fühle ich mich als Tester auch verpflichtet, nach Schwächen zu suchen, statt nur zu sagen „die näht gut“ das wäre bisschen einfach, finde ich…da bin ich ja streng….
Und hier noch eine Randbemerkung: Wir testen die Maschinen, wir sind unabhängig in unserem Urteil, die kann immer nur ein persönlicher Erfahrungsbericht sein. Ich hörte, dass meine Kolleginnen vom TestTeam zum Teil wegen ihrer Testergebnisse in Foren usw. „angegriffen“ wurden, das geht in meinen Augen garnicht.
Getestet habe ich also die Bernina 580 (mit Stickmodul)
Ausgewiesen ist die Maschine als „vielseitige Näh- und Stickmaschine“.

 Ausstattung und Zubehör
Die Maschine ist sehr robust, sie ist schwer und vibriert nicht.
Das Fußpedal reagiert sehr sensibel. Das Kabel könnte länger sein, wenn man es hinten über den Nähtisch verlegen möchte ist es zu kurz, die Maschine muss ja wegen des (tollen) Kniehebels sehr weit vorne stehen.

Die Ausstattung mit Spezialzubehör ist sehr reichlich. Alle notwendigen Nähfüße sind dabei. Schön wäre noch ein Teflonfuß für die Verarbeitung von haftenden Stoffen, Wachstuch und Leder.
(Blindstichfuß und Knopflochfuß habe ich nicht getestet).


Highlight ist natürlich der BSR Fuß, der eine große Bereicherung ist, wenn man quiltet oder freihandsticken möchte, (sowas kannte ich ja noch garnicht)….und sehr gut und absolut präszise arbeitet.

Alles nötige Werkzeug und Pflegezubehör ist enthalten.
Der Füßchenwechsel ist einfach und die Füßchenaufnahme stabil. Die Beschriftung und Kennzeichnung der Zubehörteile ist sehr gut lesbar und einfach zuzuordnen.
Der Anschiebetisch läßt sich einfach montieren und ist ausreichend groß.

Bedienung, Funktionsknöpfe, Bildschirm

Der zentral angebrachte Farbscreen ist angenehm und für die Nähfunktionen ausreichend groß.

Sehr übersichtlich angeordnete manuelle Funktions-knöpfe, der Nadel-Versenkknopf ist eher ungünstig positioniert, man bräuchte ihn in der Nähe des Abschneiders und des „Rückwärtslaufes“. 
Dagegen ist der Startknopf für die Stickfunktion dort nicht zwingend gut positioniert.
Vorteilhaft ist, dass man den Nähfüßchendruck an der Seite manuell stufenlos per Rädchen regeln kann.
Dies ist bei unterschiedlichen Stoffen dringend nötig um einen sauberen Stofftransport zu erreichen.


Auch die stufenlose, sehr feine Regulierung von Stichkänge und Stichbreite per Taster auf der Maschine gefällt mir sehr gut.
Ebenso kann man (wenn man das gefunden hat) immer die Fadenspannung regulieren, auch mitten im Stick- oder Nähvorgang, finde ich persönlich sehr wichtig.

Auch die Nähgeschwindigkeit läßt sich schnell und präzise per Schieber an der Maschine ändern.

 

Komfortabel sind die Bedienhilfen auf dem Bildschirm.
Man wählt die Stichart und die Maschine zeigt den Fuß und empfohlene Einstellungen an. Die Maschine besitzt einen eingebauten Fadenabschneider. Das ist Luxus.

Etwas anstrengend ist das Einlegen der Unterfadenhapsel bei angebautem Tisch, man sieht gar nichts, das Sichtfenster wird vom Nählicht verspiegelt, man muß das entweder blind machen oder sich nach unten beugen.

 
Anleitung und Menueführung
Die beiligende Anleitung ist sehr ausführlich und reich bebildert, auch das Register ist übersichtlich, man findet sich sehr gut zurecht.


Die Maschine ermöglicht meist eine intuitive Bedienung.
Es braucht natürlich etwas Übung bis man sich in den verschiedenen Masken vor- und rückwärts zurechtfindet. Nicht alle Einstellungen sind immer zu sehen, manchmal muß man suchen und in ein andres Fenster springen. Aber das ist einfach Gewöhnungssache.
Ein großes Plus also :

Auch für Nähanfänger werden Funktionen und Zubehör sehr ausführlich und mit sehr guten Bildern erklärt. Die Anleitung läßt keine Wünsche offen.

Sticharten und Dekorfunktionen

Eine fast unendliche Auswahl an Stichen, besonders Dekorstichen bietet viele Möglichkeiten, nahezu alle Dekorstiche und Stickstiche, sowie Schriften können verändert werden in Größe und Breite, ebenso kann man sie kombinieren und aneinanderreihen. 

Hier bietet die bernina enorm viel, ebenso sind ferige Schriften enthalten.Man kann alles miteinander kombinieren, wenn man dies am Bildschirm editiert. Da ist die Maschine wirklich sehr vielseitig.


Die Stiche, die ich getestet habe, lassen sich auf dickem Filz, Leder oder Baumwoll-Webware alle gut sticken, auf Jersey eignen sich nur manche.

Auch funktionelle Sticharten sind sehr reichlich vorhanden und sehr variabel. Hier bleiben keine Wünsche offen.

Stichbild & Stofftransport
Hervorragend war der erste Eindruck beim Annähen von Bändern und Borten, ein absolut präziser Transport fällt sehr positiv auf.

Getestet habe ich v.a. schwierige Stoffe / Materialien wie dicke Lagen Jeans, Filz und Leder. 

Hier war ich bedingungslos zufrieden/überzeugt. Alles was irgendwie unter das Füßchen paßt wird genäht, auch 3 Doppellagen Jeanssaum. 

Nicht wirklich zufrieden war ich mit der Verarbeitung von dehnbaren Stoffen… man muß schon sehr gut regulieren, bis man Jersey oder Sweat zufriedenstellend nähen kann. Breitere Stiche auf doppellagigem Jersey werden trotz Regulierung von Füßchendruck und Fadenspannung stark zusammengezogen.

Damit war ich gar nicht zufrieden. Ein Säumen eines Shirts mit einem Dekostich ist kaum möglich, 3fach-Stich und Gradstich oder 3-fach-Zickzack funktionieren gut. 

Sehr gut fand ich die Funktion/Stichart „Overlock“ in Kombination mit dem Overlockfuß. Diese funktioniert sehr gut und kann eine Overlockmaschine (falls man es nur gelegentlich braucht) ersetzen.

Schwachstelle bleibt ganz klar die Verarbeitung von dünneren Stoffen und dehnbaren Stoffen. (das macht meine „einfache“ elna und auch meine alte Singer besser !!!

Fazit Nähmaschine:

Sie bietet schon sehr viel. Robust, viele Funktionen, unerschöpfliche Stichauswahl. Sehr beeeindruckt war ich von der Stichpräzision (Annähen von Bändern und Reissverschlüssen, Zierstiche, etc.) und der Kraft beim Einstich, also dem Umgang mit dicken Lagen. Da kann sie wirklich eine Menge. Das könnte ich schon sehr gut gebrauchen. Und natürlich ist der BSR-Fuß schon eine große, kreative Bereicherung.
 
Eher schwach im Vergleich dazu war die Verarbeitung von Jersey… mit Höhenausgleich (Plättchen) zu arbeiten wär jetzt für mich beim Kleidung nähen sehr unkomfortabel, evtl. läßt sich dies mit speziellen Einstellungen optimieren, aber auch das wär mir persönlich jetzt zu kompliziert.Um da einen Kompromiß einzugehen wäre mir der Preis der Maschine viel zu hoch. Mein Bedürfnis nach v.a. sehr gutem Verarbeiten von Jersey etc. wäre da nicht so ganz erfüllt.
Trotzdem: ein tolles Gerät…wir bekommen im Laufe der Testphase eine weitere bernina, ich bin gespannt, wob es da dann Unterschiede gibt.
Diese ist jetzt schon wieder weg… hier steht schon die nächste, diesmal eine Pfaff.


Die Tage dann der Bericht vom Stickmodul…

Liebste Grüße 

Dieser Post steht im Zusammenhang mit der Aktion Supertester vom Nähpark Diermeier
Im Rahmen dieser wurde mir die o.g.Nähmaschine zu Testzwecken kostenlos zeitlich begrenzt zur Verfügung gestellt. Es wird keine Vergütung gezahlt. Es handelt sich somit um einen reinen Produkttest. Der nähPark nimmt keinerlei Einfluss auf die Art der Berichterstattung und die dargestellte Meinung. Es handelt sich um meine persönliche Meinung und die Erfahrungen, die ich mit meinen Vorerwartungen mit der gestellten Maschine gemacht habe.


6 Gedanken zu „Testbericht Bernina 580 Teil 1

  1. Was Du zur Maschine schreibst,kann ich absolut unterschreiben. Ich habe auch eine Bernina, allerdings die 730er. Zierstiche auf Jersey habe ich nicht genäht, aber wenn ich mit der Zwillingsnadel den Saum bei einem Shirt nähe, dann muss ich auch darauf achten, welcher Abstand die Nadeln haben, und wie dick / dünn mein Jersey ist. Beachte ich das nicht, sieht mein Ergebnis so ähnlich aus, wie bei Dir: Der Stoff wird zusammengezogen. Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit der Bernina. Ich bin gespannt auf Deinen Bericht mit dem Stickmodul.LG, Sandra

  2. Spannend. Nach 10 Jahren treuer Brother, arbeite ich seit 1,5 Jahren mit einer Bernina B530 und bin überaus zufrieden…man kann sich schnell an den „Mercedes“ gewöhnen :)Bin gespannt auf das Stickmodul.LiebenGruß von Sandra

  3. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Testbericht! Da ich im Moment überlege, mir eine neue Bernina zuzulegen hat mir das sehr weitergeholfen.lgRosi

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